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Clubs in Berlin: Nach Antisemitismus-Skandal – Party-Organisator spricht Klartext

Nach dem Antisemitismusskandal in einem der Clubs in Berlin meldet sich der jüdische Partyveranstalter bei BERLIN LIVE zu Wort.

Das israelische Fest Purim ist das Vorbild für die Party reihe "Karneval de Purim" in den Clubs in Berlin.
© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Berlin: Die Hauptstadt der Clubs

Berlin und sein Nachtleben gehören einfach zusammen. Die zahlreichen Clubs ziehen jedes Jahr tausende von Touristen in die Hauptstadt. Damit sind sie ein nicht zu unterschützender Wirtschaftsfaktor.

Nachdem ein Mitarbeiter eines Clubs in Berlin die Austragung einer jüdischen Party verweigerte, folgte der Shitstorm im Internet. Dem Zenner, einem Veranstaltungsort mit Biergarten am Wasser im Treptower Park wird antisemitische Diskriminierung vorgeworfen. Viele sahen in dem Antwortschreiben, auf die Anfrage eine jüdische Party im Haus austragen zu dürfen, eine judenfeindliche Haltung. In besagtem Schreiben erklärte ein Mitarbeiter, es sei „ziemlich unglaublich, dass Sie angesichts der aktuellen Lage bereit sind, einen jüdischen Karneval zu begehen“ – und weiter: „Nichts Persönliches, aber nicht im Zenner“.

Auch die Veranstalter der jüdischen Partyreihe waren empört und machten die Sache publik. Auf eine Anfrage von BERLIN LIVE reagierte das Zenner zunächst nicht. Am Samstagabend folgte dann die öffentliche Entschuldigung auf Instagram. Der Organisator des jüdischen „Karneval de Purim“ hingegen reagierte auf unsere Anfrage und findet gegenüber BERLIN LIVE klare Worte mit Blick auf den Vorfall und die Situation von Juden in Berlin generell.

Berlin: Veranstalter kritisiert Bild der Juden

Das jüdische „Karneval de Purim“ findet jährlich an zwei Tagen im März in Berlin statt. Zwar hat das Zenner im Zuge seiner öffentlichen Entschuldigung angeboten, die Location für die Party doch zu stellen und jegliche Erlöse an eine Beratungsstelle für antisemitische Gewalt und eine Friedensorganisation zu spenden. Die jüdischen Partyveranstalter lehnten das Angebot jedoch ab.

Roy der Veranstalter der Party erzählt: „Schon kurz nachdem ich vor 13 Jahren nach Deutschland kam, wurde mir klar, dass das Bild der Juden in Deutschland fast ausschließlich mit dem orthodoxen Judentum oder dem Holocaust verbunden ist.“

Clubs in Berlin: Party soll anderes Judenbild zeichnen

Mit dem „Karneval de Purim“ wollten er und weitere in Berlin lebende Juden „dieses Schema durchbrechen und eine weltoffene, säkulare und leichte Version der jüdischen Tradition und Folklore zeigen. Dafür haben wir den Feiertag Purim gewählt, da jeder Jude an diesen Tag die meisten albernen und glücklichen Erinnerungen hat.“

In Berlin gäbe es eine blühende Community von jungen Israelis. „Die meisten von uns sind nicht-religiöse Juden, die es dennoch lieben, bestimmte Aspekte ihrer Tradition zu feiern, unabhängig von der Religion.“

Clubs in Berlin: „Diese Veranstaltung hat nichts mit Israel zu tun“

„Diese Veranstaltung hat jedoch nichts mit Israel zu tun, sondern mit jüdischer Folklore und der Berliner Clubszene“, so Roy weiter.

Es sei das politische Klima, „das heutzutage unsere Straßen beherrscht, in dem die Juden (egal ob Israelis oder nicht) für jedes Unglück in der Welt verantwortlich gemacht werden, das eine solche Antwort wie die von Zenner auslöst. Es ist genau dieses politische Klima, das es dem Vorsitzenden der berliner clubcommision erlaubt, Lobeshymnen auf die Hamas zu posten, und genau das politische Klima, das ein Festival wie Atonal dazu veranlasst, Gewalt gegen Juden anzustacheln.“


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„Wir haben eine wunderschöne Veranstaltung ins Leben gerufen, die ein wunderbares Fest der Musik, der Offenheit, des Pluralismus und der Freude ist, und obwohl sie jahrelang sehr erfolgreich war, kämpft sie jetzt ums Überleben. Und warum? Wieder wegen der Identifikation mit der jüdischen Tradition.“