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Behörden-Wahnsinn plagt Berliner Kiosk – „Man muss sich ganz nackig machen“

Einem Berliner Kiosk machen die Behörden ganz schön zu schaffen. Trauriger Höhepunkt war ein Räumungsbescheid.

© IMAGO/Zoonar

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Das „Platzhirsch Roseneck“ im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ist zum Treffpunkt für Anwohner geworden. Ob auf dem Weg zum Einkaufen, in der Mittagspause oder nach Feierabend – die Leute machen an dem Kiosk Halt, um sich auszutauschen und einfach mal durchzuatmen.

Was sie bei ihrem kurzen oder auch längerem Stopp dort meist nicht mitbekommen: Die Betreiber kämpfen mit einem Behörden-Wahnsinn, der beinahe zur Schließung führte.

Alles begann 2020 mit der Übernahme des Berliner Kiosks

Angefangen hat alles mit der eigentlich guten Absicht des Vereins „Wir sind Berliner“, den Kiez wieder zusammenzubringen. Laut „BZ“ hatten Ehrenamtliche dem maroden Pavillon 2020 neues Leben eingehaucht – auch dank circa 35 000 Euro Spenden. Welcher Bürokratie-Irrsinn folgen würde, ahnten sie da wohl noch nicht.

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Doch die Realität ließ nicht lange auf sich warten. Für Projektmanagerin Beate H. (59) folgte die Ernüchterung: „Man muss sich ganz nackig machen, wenn man einen gemeinnützigen Kiosk betreiben will – von Schufa bis Führungszeugnis wollte das Amt alles sehen.“

„Derzeit steht einem Weiterbetrieb nichts im Wege“

H. lieferte die Unterlagen. Damit war das Behörden-Thema aber längst nicht erledigt. Eine Sondernutzungsgenehmigung gab es zunächst nur mündlich, wie die „BZ“ berichtet und nach einiger Zeit fand sie plötzlich Gebühren‑ und Kautions­bescheide im Briefkasten. Man hätte alles bezahlt, doch ständig habe es neue Auflagen gegeben.

Im Juni dann der traurige Höhepunkt: Es gab einen Räumungsbescheid für das Berliner Kiosk. Das Amt begründete die Maßnahme mit 1 900 Euro der Kaution, die wohl fehlten. Laut H. war die Zahlung zu dem Zeitpunkt schon beantragt.


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Inzwischen ist das Geld gezahlt worden. Das erklärte Bezirks­stadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) der „BZ“ und sagte: „Derzeit steht einem Weiterbetrieb nichts im Wege.“ Vorerst geben die Behörden den Ehrenamtlichen des Kiosks also offenbar etwas Zeit zum Verschnaufen. Bleibt zu hoffen, dass der nächste Wahnsinn nicht schon kurz bevorsteht.