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Clubs in Berlin: Probleme mit Needle Spiking – wie oft kommt es wirklich zu Übergriffen?

Im Club in Berlin mal eben mit einer Spritze unter Drogen gesetzt werden. Ist das ein reales Phänomen? Das sagt ein Toxikologe.

Clubs in Berlin
© IMAGO/Pond5 Images

Berlin: Die Hauptstadt der Clubs

Berlin und sein Nachtleben gehören einfach zusammen. Die zahlreichen Clubs ziehen jedes Jahr tausende von Touristen in die Hauptstadt. Damit sind sie ein nicht zu unterschützender Wirtschaftsfaktor.

In den Berliner Clubs kommt es immer wieder zu Vorwürfen von Needle Spiking. Dabei werden Opfer unwissentlich mithilfe einer Spritze unter Drogen gesetzt. Das kann zum Beispiel im Vorbeigehen, auf der Tanzfläche oder auch beim Warten an der Bar passieren.

Erst kürzlich suchte ein Reddit-User in dem Online-Forum nach Zeugen eines Vorfalls, der im Berghain passiert sein soll. Auch der Club selbst macht auf seiner Homepage auf diese Übergriffe aufmerksam. Doch was ist dran an den Vorwürfen? Geht vom Needle Spiking eine reale Gefahr aus oder brodelt hier lediglich die Gerüchteküche? BERLIN LIVE hat mit dem Leiter des MVZ Laboratoriumsmedizin Wisplinghoff, Dr. Lars Kröner, gesprochen.

Clubs in Berlin: Toxikologe spricht Klartext

Laut dem Toxikologen lassen sich in dem Laborstandort in Berlin häufig Menschen, die sich benommen fühlen oder gar bewusstlos geworden sind und gleichzeitig „fragliche Punktionsmale in der Haut gefunden haben“, auf Needle Spiking testen.

Doch welche Substanzen können im Zweifelsfall verabreicht werden? Dr. Lars Körner
erklärt: „Beim Spiking können nicht ohne weiteres beliebig große Volumina injiziert werden, ohne dass es zu einem deutlichen Schmerzempfinden kommt. Es kommen daher am ehesten Stoffe in Betracht, die auch im unteren Milligrammbereich eine bereits hypnotische Wirkung entfalten.“

Mögliche Drogen könnten in diesem Fall hochwirksame „Benzodiazepine (Schlafmittel) oder verwandte Substanzen, aber auch Opioide“ sein. Allerdings: Bisher gab es in seinem Labor noch keinen bestätigten Fall mit Punktionsmal und gleichzeitigem Nachweis einer Substanz.

Wer kann sich testen lassen?

Dennoch gibt es immer wieder Menschen, die sich nach dem Club-Besuch an
das Labor von Dr. Kröner wenden. Wer die Kosten für einen Test übernimmt, hängt von dem Hintergrund der Situation ab. „Sofern die Ermittlungsbehörden den Auftrag geben, geht die Rechnung dorthin. Bei Einlieferung in die Klinik (zum Beispiel bei Bewusstlosigkeit und Hilflosigkeit der Person) ist es eine Gesundheitsleistung“, die von der Krankenkasse übernommen wird. Sollte man ohne Unterstützung dieser Institutionen einen Verdacht haben, muss der Testende diesen auch selbst zahlen. Das kostet in dem Labor von Dr. Kröner beispielsweise 52,46 Euro.


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Testung länger möglich als gedacht

Zusätzlich weist der Toxikologe darauf hin: „Nach einem möglichen Spike sollte man auch nach 48 Stunden noch an eine Probenabgabe denken, da einige infrage kommenden Stoffe durchaus wenige Tage nachweisbar sein können.“ Eine Untersuchung lohnt sich also – anders als häufig gedacht – nicht nur innerhalb der ersten 12 Stunden, sondern kann auch danach noch sinnvoll sein.


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Grundsätzlich kann Dr. Kröner keine Einschätzung darüber geben, ob die Zahl der
potenziellen Opfer, die sich testen lassen, steigt. Auch die Polizei Berlin führt hierzu keine
Statistik. Dennoch wirkt es, als wäre die Häufigkeit der Übergriffe geringer als auf den sozialen Medien teilweise vermutet. Selbstverständlich sollte möglichen Opfern aber immer Glauben geschenkt und eine Untersuchung in Betracht gezogen werden, wenn ein Needle Spike vermutet wird.