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Lost Places Berlin: Hier „herrschte“ mal ein Reichsbürger

Die Dorfschmiede in Karow ist ein beliebter Lost Place in Berlin. Abenteurer und Geschichtsfanatiker dürfen das Gelände frei erkunden.

Lost Places in Berlin
© imago images/Jürgen Ritter

Beelitz Heilstätten: So sieht der gruselige Lost Place von innen aus

Etwas außerhalb von Berlin gibt es einen schaurigen Lost Place zu entdecken. Genauer gesagt südwestlich von Potsdam im Bundesland Brandenburg. Hier, mitten im Wald, befand sich einst die größte und modernste Tuberkulose-Klinik der Welt – die Beelitzer Heilstätten. Im Jahr 1945 wurde das Krankenhaus von der Roten Armee als Militärhospital übernommen – kurz nach der Wende zogen sie ab und die Gebäude fielen mehr und mehr in sich zusammen.

Die Dorfschmiede in Karow ist ein verlorener Schatz der Berliner Geschichte. Ein vergessener Ort, der an eine vergangene Zeit erinnert. Die verkommene Schmiede ist aber auch ein Mahnmal für den Umgang mit dem kulturellen Erbe in Berlin.

Denn die Dorfschmiede war in Besitz eines Reichsbürgers, der die Bundesrepublik nicht anerkannte. Er wehrte sich gegen alle Versuche, sie zu sanieren oder zu verkaufen. Bis sie schlussendlich verfiel und zu einem Lost Place für Abenteurer in Berlin wurde.

Lost Places in Berlin: Das ist über die Dorfschmiede bekannt

Die Dorfschmiede in Karow war einst ein wichtiger Ort für die Bewohner des märkischen Straßendorfs im Nördlichen Teil des Bezirks Pankow. Ursprünglich wurde der Lost Place in Berlin 1842 als Stall oder Lagerhalle errichtet und um 1900 zur Schmiede umgebaut.

Dort wurden dann alltägliche Bedarfsgegenstände wie Hufeisen, Werkzeuge, Schlösser und Beschläge hergestellt. Die Schmiede war auch ein Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft, die sich dort über Neuigkeiten austauschte.

Ein Reichsbürger ließ die Schmiede verfallen

Doch nach der Wende verfiel das denkmalgeschützte Gebäude zusehends. Der Eigentümer, ein Reichsbürger, der die Bundesrepublik nicht anerkannte, ließ die Schmiede verkommen und wehrte sich gegen Denkmalschützer.

Die „Berliner Morgenpost“ berichtet, dass sich der frühere Stadtentwicklungsstadtrat Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90/Die Grünen) zur verfahrenen Situation mit dem Pächter geäußert hat:  „Nach der Wende erkannte er das Recht der Bundesrepublik Deutschland nicht an. Er gab sich selbst als Mitglied der 4. Reichsexilregierung aus, zahlte keine angemessene Pacht und ließ das Gebäude verfallen.“ Der Reichsbürger starb kurze Zeit später im Gefängnis, wo er wegen Steuerhinterziehung saß.


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Zu diesem Zeitpunkt, war die Schmiede bereits so baufällig, dass eine Rettung nicht mehr möglich war, berichtet die „Morgenpost“. 2014 wurde sie auf die Kernmauern zurückgebaut und als archäologisches Denkmal erhalten. Heute erinnert eine Infotafel an die Geschichte der alten Schmiede. Das Gelände ist frei zugänglich für jeden Geschichtsbegeisterten.