Die Steinecke-Filiale am Berliner Lützowplatz nimmt seit dem 1. Juli kein Bargeld mehr entgegen. Dass Kunden ihre Brötchen hier nie wieder mit Münzen und Scheinen bezahlen werden, ist nicht sicher. Schließlich handelt es sich hierbei um einen Test, der in drei weiteren Filialen in Deutschland aktuell durchgeführt wird.
Je nachdem, wie das Fazit der Mitarbeiter und Kunden am Ende ausfällt, werde man weitere Schritte gehen, erklärte das Unternehmen die „Brotmeisterei Steinecke“ auf Nachfrage von BERLIN LIVE. Der Test soll drei Monate andauern, hat unsere Reporterin in der Filiale erfahren. Wie aber fällt die Bilanz nach einer Woche bei den Mitarbeitern und den Kunden aus?
Das sagen die Kunden
Donnerstagmorgen (10. Juli) um 9 Uhr vor der Filiale gegenüber des Lützowplatzes im Ortsteil Mitte. Immer wieder betreten Kunden die Steinecke Filiale, trinken hier Kaffee und essen belegte Brote. Andere wiederum holen nur schnell was zum Mitnehmen. Was alle gemeinsam haben: Jeder hat hier seinen Einkauf mit Karte bezahlt, denn anders geht es gar nicht.
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Gärtner Tim hat drei Kaffee für sich und seine Kollegen in der Pause geholt. „Es lässt sich zwar leichter bezahlen“, findet er. Ihm ist bewusst, dass es für die Mitarbeiter leichter ist, keine Abrechnung mehr machen zu müssen. „Aber ich bin trotzdem für Bargeld, weil Bargeld ist Freiheit.“ Dass man jeden Einkauf nachverfolgen kann, ist ihm nicht lieb. Deshalb hofft er, dass Bargeld nie ganz abgeschafft wird – für abwegig hält er das aber nicht.
Ein anderer Kunde sieht das anders. „Ich bevorzuge Kartenzahlung. Man muss nicht ständig zur Bank rennen, um Bargeld abzuholen. Man verliert zwar leichter die Übersicht – weil wenn man 200 Euro geholt hat und die weg sind, weiß man, man hat 200 Euro ausgegeben.“ Bargeld will er in Zukunft dennoch weiterhin nicht missen. „Ich möchte auch Zahlungen leisten können, die nicht kontrolliert werden.“
„Wir kennen das nicht anders“
Ein Ehepaar aus Bonn ist derzeit zu Besuch in Berlin. „Wir kennen das nicht anders“, erzählt die Frau. In den meisten Geschäften gäbe es die Wahl – sie persönlich greift lieber zur Karte. „Ich finde es wunderbar. Das ist der Schritt, der nach vorne geht – da sollte man sich auch nicht vor verschließen.“

Auf die Frage, ob in Zukunft nur noch mit Karte bezahlt wird, antwortet ein vierter Kunde dieser Bäckerei in Berlin: „Das ist nicht die Zukunft, das ist die Gegenwart. In vielen Ländern ist das so. Das ist nur in Deutschland so, dass man immer Bargeld dabei haben sollte. Vor allem in Berlin.“
Das sagt eine Mitarbeiterin
Und wie sehen das die Menschen hinter dem Tresen? „Die erste Woche war ganz schlimm, aber es wird besser. Wir wurden hier beschimpft und Stammgäste haben sich persönlich von mir verabschiedet“, erzählt eine Mitarbeiterin.
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Jedem neuen Kunden müssten sie erklären, warum man hier aktuell nur mit Karte bezahlen kann. An sich ist es für die Mitarbeiter dieser Berliner Bäckerei-Filiale aber eine Erleichterung: „Man muss keine Abrechnung mehr machen, nicht mehr zur Bank gehen. Das ist schon angenehm.“ Vielleicht komme in Zukunft hier eine Bargeld-Kasse und eine Kasse nur für Kartenzahlungen, sicher sei das jedoch noch nicht. Der dreimonatige Test ist gerade erst angelaufen. Was am Ende daraus resultiert, bleibt abzuwarten.