Lukrative Posten und Seitenwechsel, die von vielen argwöhnisch betrachtet werden. Zwei bekannte ARD-Gesichter arbeiten fortan für die neue Merz-Regierung. Bislang war ihre Aufgabe, für die öffentlich-rechtlichen Sender kritisch und neutral über das politische Geschehen zu berichten. Plötzlich werden sie die Politik ihrer Minister bestmöglich erklären und verkaufen müssen.
Nicht wenige kritisieren die Jobwechsel im Netz scharf. Sie seien Belege dafür, dass man den Medien nicht vertrauen könne. Sie würden eine zu große Nähe zwischen der politischen Macht und den öffentlich-rechtlichen Redaktionen aufzeigen, obwohl diese doch eigentlich auf Unabhängigkeit Wert legen sollten.
+++ Interessant: Merz legt die Latte hoch: DAS verspricht er uns! +++
Journalisten nutzen Netzwerke für Seitenwechsel
Konkret geht es um Sarah Frühauf, die in den vergangenen Jahren für das ARD-Hauptstadtstudio arbeitete. Schwerpunkt der Berichterstattung der bisherigen MDR-Journalistin war die CDU/CSU. Nun wechselt sie nach Informationen von „Table.Media“ ausgerechnet ins CSU-geführte Innenministerium von Alexander Dobrindt. Sie wird seine Sprecherin und Leiterin des Pressereferats.
Ein weiterer aktueller Fall: SWR-Mann Georg Link wird Sprecher von CDU-Verkehrsminister Patrick Schnieder. Auch hierüber berichtete zuerst „Table.Media“. Der Christdemokrat kommt aus Rheinland-Pfalz, Link war bislang landespolitischer Korrespondent für den SWR Aktuell für eben dieses Bundesland. Man kannte sich also offenbar bestens.
Auch Michael Stempfle, der seit 2023 Sprecher von SPD-Verteidigungsminister Boris Pistorius ist, hat eine ARD-Vergangenheit. Sechs Tage vor seinem Wechsel ins Ministerium preiste Stempfle noch Pistorius in einem Meinungsstück auf tagesschau.de als „Vollblutpolitiker, der anpackt“ an.
Vom ÖRR in die Merz-Regierung: „Vertrauensverlust“
Im Netz wird nach diesen Meldungen Kritik laut. „Beschweren Sie sich bitte nie wieder über den Vertrauensverlust in die etablierten Medien“, schreibt jemand auf X. „Drehtür-Journalismus“, kommentieren viele andere.
Link, Frühauf und Stempfle sind nur drei Beispiele. Kanzler Friedrich Merz selbst sorgte für einen Coup, als er Stefan Kornelius von der „Süddeutschen Zeitung“ abwarb. Der 59-Jährige, bislang Ressortleiter Politik bei der SZ, ist nun sein Regierungssprecher. Zwar ist die Zeitung nicht öffentlich-rechtlich und gebührenfinanziert, versteht sich aber als Leitmedium und stets regierungskritisches Blatt. Eben als Repräsentantin der vierten Gewalt im Staate.
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Ein besonders aufsehenerregender Wechsel war seinerzeit derjenige von Steffen Seibert. Der bei den ZDF-Zuschauern äußerst beliebte „heute“-Nachrichtensprecher wurde 2010 auf einmal Regierungssprecher von Angela Merkel. Den Job behielt er bis zum Ende ihrer Amtszeit 2021. Danach machte der 64-Jährige weiter Karriere und ist aktuell deutscher Botschafter in Israel.