Groß ist der Spott im Netz, unter anderem von Kabarettistin Monika Gruber. Die Bayerin postet auf X in Anspielung auf Sommer-Prognosen mancher Meteorologen: „Höllensommer und Tausende werden den Hitzetod erleiden. Oder war das gar grundlose Panikmanche…“. Damit ist sie nicht allein. Viele machen sich lustig über die Wetter-Experten und deren Sorgen vor dem Klimawandel angesichts der derzeitig eher mäßigen Juli-Temperaturen und der regnerischen Wetterlage.
Unsere Redaktion hat mit Dominik Jung von wetter.net gesprochen. Der Diplom-Meteorologe ordnet ein, was an diesen Vorwürfen und Behauptungen von Klimawandel-Skeptikern wirklich dran ist.
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Interview zum Sommerwetter 2025: Vom Klimawandel keine Spur?
Herr Jung, wird 2025 doch kein ‚Hitzesommer‘ werden?
Diplom-Meteorologe Dominik Jung: „Ein einzelner kühler oder wechselhafter Witterungsabschnitt in Deutschland macht noch keinen ‚gescheiterten‘ Hitzesommer. Tatsächlich erlebt Europa insgesamt einen sehr heißen Sommer 2025 – etwa Skandinavien mit der längsten Hitzewelle seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – über 14 Tage mit 30 Grad und mehr. Oder Griechenland und Italien mit tagelangen Extremwerten über 40 Grad, sowie neue Rekorde wie 50,5 °C in der Türkei. Deutschland ist aktuell zwar ausgenommen, aber der Sommer verläuft europaweit keinesfalls unterdurchschnittlich warm.“
Müsste es aber jetzt im Juli nicht normalerweise auch in Deutschland viel wärmer sein als 18-20 Grad?
„Für Ende Juli liegen die aktuellen Temperaturen in Deutschland tatsächlich unter dem langjährigen Mittel. Typischerweise werden in dieser Jahreszeit Tageshöchstwerte um 23–27 Grad erwartet, regional auch mehr. Die derzeitige kühle Phase ist auf eine länger anhaltende Nordwest- bis Westlage zurückzuführen, die maritime Luftmassen heranführt. Solche Wetterlagen sind nicht ungewöhnlich, wenn auch etwas hartnäckiger als im Durchschnitt.“
Und insgesamt in Europa ist das aktuell anders?
„Europa erlebt – trotz kühlerer Bedingungen in Teilen Mitteleuropas – insgesamt einen sehr heißen Sommer. Der Juni 2025 war in Westeuropa (Großbritannien, Frankreich, Iberische Halbinsel) der wärmste Juni seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Mittelmeerregion leidet unter extremer und teils rekordverdächtiger Hitze mit 45–50 Grad, was enorme Belastungen für Mensch, Infrastruktur und Natur bedeutet. Im Gesamtkontext ist das also ein sehr warmer bis extremer Sommer – nur nicht überall gleichzeitig.“
Und wie ist das mit der Dürre: Regnet es im Juli ausreichend?
„Der Juli 2025 war in Deutschland bislang wechselhaft mit teils ergiebigen Regenfällen, besonders im Westen und Süden. Regional war das durchaus ausreichend zur Bodendurchfeuchtung. In anderen Regionen Europas – etwa in Südeuropa oder Teilen Osteuropas – herrscht hingegen weiter große Trockenheit. Insgesamt zeigt sich ein sehr heterogenes Bild: lokal genug Regen, europaweit aber kein durchgängiger Ausgleich für die zunehmende sommerliche Trockenheit.“
Kann man irgendwelche Rückschlüsse von der derzeitigen Wetterlage auf das Thema Klimawandel ziehen?
„Ein einzelner Witterungsabschnitt ist noch kein Beleg für oder gegen den Klimawandel. Aber: Die Häufung extremer Hitzewellen – wie derzeit in Skandinavien, Südeuropa und auch bereits im Juni in Westeuropa – passt genau zu den Prognosen des menschengemachten Klimawandels. Höhere Durchschnittstemperaturen sorgen für häufiger auftretende Wetterextreme, seien es Hitzewellen, Starkregen oder längere Dürreperioden. Das aktuelle Gesamtbild des Sommers 2025 ist damit ein weiteres Mosaiksteinchen in einem sich verdichtenden Trend.“
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Abschließend weist Jung noch darauf hin, dass wissenschaftlich fundierte Langzeitprognosen wie jene des europäischen Wettermodells ECMWF keine Garantien sein. „Der Anspruch, dass Meteorologie immer punktgenau Monate im Voraus liefern soll, was passiert, ist unrealistisch – und verkennt den eigentlichen Wert solcher Ausblicke: Orientierung und Vorbereitung, nicht Vorhersage im Sinne eines festen Fahrplans.“