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Putin und Xi: Wie gefährlich ist die Freundschaft wirklich für Deutschland?

Putin hat einen mächtigen Partner: Xi Jinping. Doch wie gefährlich können China und Russland wirklich für die westliche Welt werden?

Wie gestalten Russland und China ihre strategische Partnerschaft – und was bedeutet das für den Konflikt in der Ukraine und den Westen? Die Experten Sören Urbansky und Martin Wagner erklären die komplizierte Geschichte, aktuelle Machtverhältnisse und die Zukunftsaussichten der beiden Großmächte.
© IMAGO / ZUMA Press / Wolfgang Maria Weber

Interview mit Martin Wagner und Sören Urbansky: Das Verhältnis zwischen China und Russland

Putins Angriff auf die Ukraine beschäftigt die Menschen über die Ländergrenzen hinweg auch drei Jahre nach dem Kriegsbeginn. Nicht nur aus Mitleid mit den Opfern, sondern auch, weil Russland nicht unbedingt den Anschein erweckt, als würde es nach der Einnahme der Ukraine Ruhe geben.

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Nicht zuletzt deswegen unterstützen die westlichen Länder, die EU und die NATO, mehr oder weniger, die Ukraine. Doch auch Putin hat mächtige Partner. Nordkorea zum Beispiel. Und die Großmacht China. Welche Macht Russland und China gemeinsam freisetzen, darüber spricht unsere Redaktion mit den Historikern Sören Urbansky und Martin Wagner, zwei Experten für das russisch-chinesische Verhältnis.

Putins mächtiger Freund: „Je länger der Krieg dauert, desto besser für Peking“

Sie haben das Buch „China und Russland. Kurze Geschichte einer langen Beziehung“, das Anfang des Jahres im Suhrkamp Verlag erschienen ist, veröffentlicht. Darin geht es um die Geschichte der beiden Großmächte, die Wagner wie folgt beschreibt.

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„Russland und China lassen uns glauben, dass sie Freunde sind. In Wahrheit überwiegen die Rivalitäten und Konflikte, gegenüber gemeinsamen Vorhaben und Interessen.“ Urbansky fügt hinzu:

„Die rosige Gegenwart täuscht über die komplexe Vergangenheit hinweg.“

Über die Geschichte der Länder, die heute von Wladimir Putin (72) und Xi Jinping (ebenfalls 72) regiert werden, erklärt Wagner: „Unzweifelhaft ist China der überlegene Partner in dieser Beziehung. Das war es schon im 17. Jahrhundert. Das ist es jetzt wieder. Das war es aber nicht im 20. Jahrhundert. Damals war die Sowjetunion die dominierende Macht. Und so sieht man, dass sich dieses Verhältnis immer wieder zu den Gunsten des einen oder des anderen verschieben kann.“

Zur Beziehung der beiden Länder in der heutigen Zeit, erklärt Urbansky: „China und Russland sind keine Wertegemeinschaft und keine Allianz. Es gibt keine Beistandsklausel. Außerdem gibt es keinen freien Wirtschafts- und Bewegungsraum, wie bei der EU.“ Wichtig sei: „Derzeit haben sie gemeinsame strategische Interessen, was nicht heißt, dass sie frei von Konflikten sind.“


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Wenn China Russland unterstützen würde, wäre der Krieg zu den Bedingungen Moskaus beendet

Doch was bedeutet das für die Ukraine? Und die Art, wie Putin und Xi den Westen sehen? Wagner erläutert: „Wenn wir auf den Krieg in der Ukraine schauen, sehen wir, dass Russland zwei Dinge bis vor Kurzem nicht von China bekommen hat, die es dringend benötigt. Das sind Soldaten und Munition. Beides hat Putin von Nordkorea bekommen.“

„Nicht umsonst sagen russische Diplomaten, wenn China Russland vollumfänglich unterstützen würde, dann wäre der Krieg viel schneller beendet. Und das zu den Bedingungen Moskaus.“

Nach Putins Angriff auf die Ukraine, habe sich Xi schnell mit der Situation arrangiert und auch profitiert, erklärt Urbansky. „Je länger Russlands Krieg gegen die Ukraine dauert, desto besser für Peking. Weil sich sowohl Russland als auch der Westen verkämpfen und damit beide geschwächt werden.“

Gleichzeitig haben die EU-Länder für China eine hohe Bedeutung. Als Handelspartner nämlich, so erklären die Geschichtswissenschaftler. Wagner kommentiert den wirtschaftlichen Nutzen, den China von den westlichen Ländern hat. „Das ist von großer Bedeutung für China und der wahrscheinlich wichtigste Grund für die ambivalente Haltung, die China im Februar 2022 eingenommen hat, als Putin die Ukraine überfiel.“

Der Westen muss zwei Lehren ziehen

China habe lavieren müssen, um einerseits die russischen Interessen zu bedienen und gleichzeitig die eigenen Interessen mit Blick auf Europa nicht zu gefährden. Urbansky fügt hinzu: „Wirtschaftlich gesprochen hat Russland für China natürlich auch an Bedeutung gewonnen, weil das Handelsvolumen gestiegen ist. Im Vergleich zu den G7-Staaten, zur EU oder zu den USA ist Russland aber immer noch ein nachrangiger Handelspartner.“

Für die Zukunft erklärt Wagner: „Man muss zwei Lehren ziehen: Russland und China sind autoritäre Länder. So wie Putin die Ukraine überfallen hat und wir darauf nicht vorbereitet waren, kann Xi Taiwan überfallen, oder irgendein anderes Land in Ostasien. Darauf müssen wir vorbereitet sein.“


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„Die zweite Lehre muss sein, dass wir uns in Deutschland viel stärker als bisher mit China, Russland und auch ihren Beziehungen beschäftigen müssen“, schließt Wagner.