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Berlin vor Cannabis-Legalisierung: Vorbereitungen in den Social Clubs laufen auf Hochtouren

Laut einer neuen Gesetzesvorlage könnte 2024 die Cannabis-Legalisierung kommen. Doch sind die Berliner Marihuana-Clubs schon vorbereitet?

Berlin
© IMAGO/ZUMA Wire

CBD-Öl: Der Hype um Cannabis-Produkte

Über kaum einen anderen Wirkstoff wurde in letzter Zeit so viel gesprochen wie über CBD, denn er kann ganz schön viel – allerdings nicht high machen. Der Wirkstoff Cannabidiol, kurz CBD, wird aus der weiblichen Hanfpflanze gewonnen.

Die Cannabis-Legalisierung beschäftigt die öffentliche Debatte schon einige Zeit. Natürlich gibt es da die einen Stimmen, die sich allein schon „weil es immer so war“ gänzlich gegen eine Legalisierung aussprechen. Doch auf der anderen Seite gibt es auch prominente Gesichter der Bewegung, die sich seit Jahren für einen moderneren Ansatz in der Drogenpolitik aussprechen.

Das sind aber nicht etwa nur zottelige Langzeitstudenten, sondern zum Beispiel auch Juristen, wie der Jugendrichter Andreas Müller vom Amtsgericht Bernau bei Berlin. Oder auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Seit der Übernahme der Ampel-Regierung im Jahr 2021 kommt daher langsam auch von politischer Seite Bewegung in die Debatte. Nun legte das Bündnis am Montag (27. November) eine neue Gesetzesvorlage vor.

Privater Konsum in Berlin bald nicht mehr strafbar?

Konkret wird darin vorgeschlagen, dass Erwachsene sowohl im öffentlichen als auch im privaten Raum zukünftig gewisse Mengen Cannabis straffrei mitführen dürfen. Die Regelung könnte zum 1. April des nächsten Jahres in Kraft treten. Ab dem 1. Juli könnten dann auch Cannabis-Social-Clubs kommen, in denen Mitglieder gemeinsam anbauen können.

Doch was bedeutet Cannabis-Social-Club konkret und worauf können sich die Konsumenten einstellen? BERLIN LIVE hat beim Green Social Club, einem der größten Vereine in Berlin und Brandenburg, nachgefragt.

Verein holt sich Wissen von Experten aus dem Ausland

Wie Christian Schmidt, der Vorstandsvorsitzende, berichtet, laufen die Vorbereitungen für die Legalisierung „seit mehr als neun Monaten“ auf Hochtouren. „In diesem Zeitraum haben wir Cannabis-Gewächshäuser in Österreich, Spanien und den Niederlanden besichtigen können“, erzählt er. Auf diese Weise wolle man sich ein großes Wissen über den Anbau aneignen, denn dieser „ist recht umfangreich. Es beginnt beim Licht, geht weiter beim Klima und geht bis zur Erde, die unterschiedlich gedüngt werden kann.“

In dieser Zeit konnten der Berliner Verein auch einen Grower aus Spanien für sich gewinnen, der den Mitgliedern aus über zehn Jahren Erfahrung im professionellen Anbau berichten kann. Bei Info-Abenden teilt er sein Wissen mit den übrigen 250 Mitgliedern des Vereins. Selbstverständlich soll das Know-how aber erst ab der Legalisierung in die Tat umgesetzt werden, betont Schmidt.

Konzept ähnelt Coffeeshops in Amsterdam

Sobald die Legalisierung vom Bundestag beschlossen wurde, soll es dann mit einer eigenen Plantage losgehen. Damit die Hygienestandards eingehalten werden, soll diese innerhalb eines Gewächshauses aufgebaut werden. Die Blüten sollen letztlich an verschiedenen Stellen verkauft werden – doch das ist ausschließlich Vereinsmitgliedern vorbehalten. „Es wird wie in Coffeeshops in Amsterdam. Man geht dahin, kann sich seine Blüten kaufen und geht dann mit diesen nach Hause“, so der Vorstandsvorsitzende.

Clubs, wie man sie aus Spanien oder auch Malta kennt, in denen man den Konsum mit einem leckeren Essen und einem Drink kombinieren kann, werden in Deutschland aber nicht zugelassen. „Wir würden es gerne anders haben, aber der Gesetzgeber hat das so beschlossen. Der soziale Aspekt, der schon im Wort Social Club beinhaltet ist, kommt hier also leider zu kurz“, erklärt Schmidt entrüstet. In den Clubs wird dann einzig das Marihuana aus dem eigenen Anbau verkauft. „Ein Zukauf von externen Anbietern ist untersagt“, fügt er hinzu.


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Preise unter dem Schwarzmarkt-Niveau

Schmidt sieht die Legalisierung als klares Zeichen des Kampfes gegen den Schwarzmarkt. Gegenüber BERLIN LIVE sagt er: „Es ist uns ein großes Anliegen, hochwertiges und nicht verunreinigtes Cannabis zu konsumieren und das auch den Mitgliedern zu ermöglichen.“ Zwar ist „der reine Cannabis-Konsum ist für Menschen ab 21 Jahren gesundheitlich unbedenklich, aber die gesamten Verunreinigungen, angefangen bei Glassplittern bis hin zu verschiedenen Chemikalien, die untergemischt werden, um das Gewicht der Blüte zu erhöhen, sind letztlich das, was gesundheitsschädigend ist.“


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Der Erfolg gegenüber des illegalen Handels soll daher auch über die Preise gewährleistet werden. Der Monatsbeitrag des Vereins liegt bei 10 Euro. Ein Gramm Cannabis soll nach der Legalisierung etwa 7 Euro kosten. Das liegt unter den üblichen Preisen von Koks-Taxen und Co.

„Nur so kann der Schwarzmarkt ausgemerzt werden“, erklärt er. Insgesamt will der Verein seinen Mitgliedern mindestens zehn Sorten anbieten. Wann das endlich losgehen kann, liegt nun in den Händen des Gesetzgebers.