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Berlin: Hotspot für illegalen Welpenhandel? SO erkennst du üble Geschäftemacher

Birgitt Thiesmann ist Expertin für illegalen Welpenhandel. Gegenüber BERLIN LIVE erklärt sie im Interview, worauf man unseriöse Züchter erkennt.

Berlin
© IMAGO/Russian Look

Tierheim Berlin: Die Stadt der zurückgelassenen Tiere

Im äußersten Nordosten Berlins steht das Tierheim Berlin. Mit einer Fläche von 16 Hektar Land ist es das größte Tierheim Europas und wirkt wie eine kleine Stadt für zurückgelassene Tiere.

Illegaler Welpenhandel ist nicht nur in Berlin ein großes Problem. In ganz Deutschland kommt es immer wieder zu verbrecherischem Handel mit kleinen Hunden aus illegaler Aufzucht. Nicht selten leiden die armen Tiere unter Verhaltensstörungen, denn die Welpen sind in der Regel viel zu jung, ungeimpft und nicht sozialisiert.

Wie man einen illegalen Welpenhändler erkennt und was man unternehmen kann, hat BELRIN LIVE im Gespräch mit Birgitt Thiesmann erfahren. Sie ist Expertin für illegalen Welpenhandel bei der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“.

Berlin: So verraten sich illegale Welpenhändler

„Die Zeit der sogenannten Wühltisch-Welpen ist vorbei“, so Birgitt Thiesmann im Interview mit BERLIN LIVE. Denn selbst die illegalen Tierhändler bieten ihre Welpen mittlerweile nicht mehr zu fragwürdigen Preisen an. Trotzdem gibt es einige Hinweise, auf die man online achten sollte und bei denen man hellhörig werden sollte.

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Die Expertin für illegalen Welpenhandel bei der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ erklärt: „Online lassen sich normale von illegalen Anzeigen kaum noch unterscheiden. Die illegalen Welpenhändler orientieren sich mittlerweile sehr stark an den regulären Anbietern. Zum Teil klauen sie sogar Fotos und Texte von anderen Profilen. Auch im Chat sind die meisten richtig gerissen geworden“.

Bei solchen Anzeigen sollte man hellhörig werden

„Aufhorchen sollte man, wenn ein Anbieter im Chat auf konkrete Fragen – beispielsweise zum Muttertier – ausweichend oder ungemütlich reagieren“. Auch anhand der Treffpunkte kann man seriöse von unlauteren Händlern unterscheiden. „Man wird in der Regel irgendwo hingelotst, wo die Leute eigentlich nicht wohnen“, so Birgitt Thiesmann. „Dann möchten diese Händler in der Regel das Welpen übergeben. Das Muttertier sieht man meistens auch nicht“. Auch der Nachweis für eine Impfung gegen Tollwut fehlt meistens.

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Es empfiehlt sich also bei der Recherche nach dem Wunschhund Textbausteine oder Fotos über Google-Strichproben zu checken. Auf diese Weise kann man überprüfen, ob ein fragwürdiger Welpenhändler ein Foto oder gar einen Text von einem anderen Profil geklaut hat. Bei einem echten Züchter sollte es außerdem immer möglich sein, einen Vorabbesuch auszumachen, um den Hund kennenzulernen.

Berlin: Auf diese Dinge sollte man bei der Übergabe achten

Wenn bereits ein Treffen vereinbart wurde, gibt es weitere Dinge zu beachten: „Ganz wichtig ist es, dass man einen Kaufvertrag mitbringt, sich diesen vor Ort ausfüllen lässt und die Angaben mittels eines Personalausweises überprüft“. Falls es offensichtlich ist, dass die Welpen viel zu jung sind – also unterhalb der Prägephase von acht Wochen – rät Birgitt Thiesmann dringend vom Kauf ab! Auch wenn die Welpen noch so süß sind, würde man damit nur den illegalen Handel unterstützen.

Thiesmann empfiehlt: „So schnell wie möglich die Polizei rufen und unbedingt Anzeige erstatten. Am besten Details zum Aussehen und Nummernschilder merken“. Auf ein Foto sollte man besser verzichten, weil es gewalttätige Menschen triggern könnte. Viel wichtiger sei es hingegen, Screenshots von der Anzeige zu machen. Diese könne hinterher hilfreich sein. Denn die Polizei könne beim Anzeigenanbieter auch nachhaken, wer die Inserate eingestellt hat.

So strafbar ist illegaler Welpenhandel

Illegaler Welpenhandel ist alles andere als ein Bagatelldelikt. Je nachdem, wie skrupellos die Täter vorgehen, können hier ganz schnell mehrere strafrelevante Tatbestände erfüllt sein. Für vorsätzlichen Betrug, Dokumentenfälschung, Steuerhinterziehung, Tierquälerei, Bandenkriminalität und Verstoß gegen das Tiergesundheitsgesetz wurden in der Vergangenheit auch schon Gefängnisstrafen von bis zu drei Jahren auf Bewährung ausgesprochen.


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Wer auf der Suche nach einem Hundewelpen ist, dem rät Tier-Expertin Birgitt Thiesmann unbedingt im Tierheim Berlin vorbeizuschauen: „Die Tierheime platzen aus allen Nähten. Die Leute denken immer, dass die Tiere dort gestört sind. Dem ist aber nicht so und normalerweise kann man sogar mehrfach vorbeikommen, um den Hund kennen zulernen“.