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Berlin: Kliniken durch Ärzte-Streik am Rande der Überlastung – Sorge vor Silvester?

In ganz Deutschland streiken in dieser Woche die Ärzte. Viele Patienten suchen deshalb jetzt Notaufnahmen auf. Droht eine Überbelastung?

Berlin
© imago images/Emmanuele Contini

Feuerwerk und Böller: Was dafür spricht - und was dagegen

Nicht alle freuen sich auf Silvester. Was spricht eigentlich für Feuerwerk und was dagegen?

Wer in dieser Woche einen Arzt aufsuchen wollte, der stand in Berlin vielerorts vor verschlossener Tür. Der Grund: Von Mittwoch (27. Dezember) bis Freitag (29. Dezember) streiken bundesweit zahlreiche niedergelassene Ärzte. Und das trotz steigender Coronafallzahlen und der Tatsache, dass durch die Weihnachtsfeiertage bereits Montag und Dienstag die Praxen geschlossen waren.

Für die Berliner Krankenhausgesellschaft ist das ein Skandal. Sie richtet deshalb auch in Hinblick auf Silvester einen dringenden Appell an die Bevölkerung.

Berliner Krankenhäuser sind Leidtragende

Viele Ärzte sind unzufrieden mit der Politik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Sie klagen über Überlastung und unnötigen bürokratischen Aufwand. Mit einem Streik machen sie nun ihrem Ärger Luft.

Doch direkt getroffen wird damit nicht etwa der Bundespolitiker, sondern die Patienten. Viele von ihnen sind nun gezwungen, die Krankenhäuser und deren Notaufnahmen aufzusuchen. Schlussendlich sind diese also die Leidtragenden des Protests, erklärt Marc Schreiner im Gespräch mit BERLN LIVE. Er ist der Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft.

Erhöhtes Patientenaufkommen an Silvester

Doch nicht nur das macht den Rettungsstellen zu schaffen, auch der immer noch hohe Personalmangel in den Kliniken ist eine Belastung. Hinzu komme die teilweise schon vollzogene Reduzierung der ambulanten Akutversorgung im fahrenden ärztlichen Bereitschaftsdienst und in den Notfallpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung.

Gleichzeitig stehen an diesem Wochenende die Silvester-Feierlichkeiten an. Zwar könne Schreiner keine Prognosen für den diesjährigen Jahreswechsel machen, doch „das Aufkommen von Patienten war im letzten Jahr durch die chaotischen Zustände auf den Straßen hoch.“

„Wir arbeiten unter Hochdruck“

Polizei und Behörden warnen bereits seit Wochen vor ähnlichen Ausschreitungen in diesem Jahr. An dem Abend sind deshalb Operationsteams vor Ort und auch personell werde man sich auf ein erhöhtes Patientenaufkommen einstellen, doch bleibt das Problem, dass „die verbleibenden Kräfte mehr stemmen müssen.“ Schriener fügt hinzu: „Aktuell sind wir nicht überlastet – aber wir arbeiten unter Hochdruck.“


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An Silvester komme es vor allem zu einer erhöhten Zahl von Handverletzungen und „Verletzungen von Extremitäten aufgrund von unsachgemäßem Böllergebrauch“, erklärt er weiter. Die Rettungsstellen seien darauf gut vorbereitet. Auch, weil regelmäßig Übungen für Massenanfälle von Verletzten für den Fall gemacht werden, dass es irgendwo zu einer größeren Katastrophe kommt.

Dringender Appell an die Bevölkerung

Um das Personal und die Notaufnahmen aber nicht weiter zu belasten richtet Marc Schreiner einen dringenden Appell an die Berliner: „Bitte übertreibt es nicht und verwendet die Feuerwerkskörper sachgemäß!“

Ob diesem Sorge getragen wird, bleibt abzuwarten.


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Das kommende Jahr verspricht nur wenig Besserung. In einer Mitteilung der Krankenhausgesellschaft heißt es: „Die Beschließung des neuen Honorarverteilungsmaßstabs wird dazu führen, dass Ärzte schneller ihr Regelleistungsvolumen erreichen und Patienten sich anderweitig Hilfe suchen müssen.“ Auch hier werden also wieder die Rettungsstellen der Krankenhäuser in die Pflicht gezogen.

Zwar ist ein Treffen von Bundesgesundheitsminister Lauterbach mit den Hausärzten für Januar angesetzt, doch bis dahin appelliert die Krankenhausgesellschaft dringend an die Allgemeinmediziner, ihrem Sicherstellungsauftrag in der Behandlung der Patienten nachzukommen. (mit dpa)