In Berlin wird freie Liebe gelebt. Das macht sich nur bei Großveranstaltungen wie dem CSD bemerkbar, sondern auch an den sexpositiven Partys und den zahlreichen Darkrooms in vielen Berliner Clubs.
Was dem allem voransteht: Konsens. Denn nur ja heißt ja – und das gilt für alle. Doch die Vorwürfe, die jetzt gegen ein Berliner Bordell erhoben werden, sind barbarisch. Es geht um Vergewaltigungsfantasien und um Sex mit Minderjährigen. Doch was ist wirklich dran?
Berlin: Heftige Vorwürfe gegen Bordell werden laut
Das Cybrothel in Berlin-Friedrichshain ist ein Bordell der anderen Art. Statt echter Sexarbeiterinnen treffen Kunden hier auf lebensnahe Sexpuppen. Sie haben unterschiedliche Namen, eigene Vorlieben, unterschiedliche Kleidung und manchmal sogar eigene Stimmen.
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Die Idee dahinter: Die eigene Sexualität kann nicht nur mit anderen erforscht und ausgelebt werden, sondern auch mit sich selbst, einer kleinen Portion Fantasie und einem Safe Space, in dem einem alles zur Verfügung steht, was man vielleicht schon immer mal ausprobieren wollte.
Bordell bezieht Stellung
Doch online kursieren jetzt unsagbare Vorwürfe gegen das Berliner Bordell und seinen Betreiber Philipp Fussenegger. In zahlreichen, teilweise bereits wieder gelöschten Beiträgen bei Instagram und Threads heißt es, Kunden sollen dort „minderjährige Puppen“ buchen können, aber auch Puppen, die in Blut getränkt wurden. Kunden sollen sie beim Akt aufschlitzen dürfen oder sogar das Okay haben, sie zu verwunden.
Jetzt meldet sich das Cybrothel selbst zu Wort und stellt klar: „Diese Aussagen sind falsch, entsprechen in keiner Weise unserem Angebot und entbehren jeder Grundlage“, heißt es in einem Ende Mai veröffentlichten Statement auf der Homepage. Und weiter: Man wolle deutlich klar stellen, dass solche Optionen nicht existieren – und auch noch nie existiert haben.
„Gewaltfantasien oder nicht-einvernehmliche Szenarien sind weder buchbar noch geduldet“ und auch „die Darstellung oder Inszenierung von Minderjährigkeit ist ausgeschlossen.“ Ein Eindruck, den auch BERLIN LIVE bei einem Besuch im vergangenen Jahr bekommen hat.
Kunden erreicht wichtige Bitte
Denn man lege höchsten Wert auf einen respektvollen Umgang. Deshalb werden Kunden, zu denen Männer, Frauen, aber auch Paare gehören, schon bei der Buchung auf folgenden Grundsatz hingewiesen: „Bitte behandle den Körper, die Haut und das Haar der Puppe so, als wäre sie ein echter Mensch.“ Dabei achten die Betreiber nicht zuletzt immer auf Würde, Konsens und den gesetzlichen Rahmen.
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Sollte ein Kunde dagegen verstoßen, werde dies auch zur Anzeige gebracht, heißt es in der Mitteilung. Zuletzt, nachdem ein Mann 2022 beim Akt auf eine Puppe mit dem Messer einstach und ihr die Gelenke brach. „Dies wurde strafrechtlich und zivilrechtlich verfolgt“, so das Cybrothel.
Dennoch wolle man die Vorwürfe Ernst nehmen. Deshalb werden derzeit alle „visuellen und textlichen Inhalte unserer Website und Social-Media-Präsenzen“ überprüft. Wie schlimm der Imageschaden unterdessen schon ist, ist noch nicht absehbar. Auch, ob es bereits zu stornierten Buchungen kam, ist nicht bekannt.