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Berlin: Zoff um öffentliche Toiletten – „Verstößt gegen Gleichbehandlung“

In Berlin gibt es mehr als 400 öffentliche Toiletten. Doch in Sachen Urinalen gibt es Zoff, denn es gibt Unterschiede für Männer und Frauen.

Berlin Toilette
© IMAGO/Schöning

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

In keiner deutschen Stadt leben so viele Menschen wie in Berlin. Das sieht man auch immer wieder im öffentlichen Raum. An den U- und S-Bahnhöfen wuseln zahlreiche Menschen durcheinander. Und auch in Bars, Cafés und Parks ist es regelmäßig richtig voll!

Und weil diese Menschenmassen nicht immer zuhause sind, gibt es eine stetig wachsende Anzahl öffentlicher Toiletten. 475 werden gezählt. Einige davon sind kostenlos, andere kostenpflichtig, zumindest, wenn es ums Hinsetzen geht. Denn bei den Urinalen gibt es große Unterschiede für Männer und Frauen. Das sorgt für Zoff.

Berlin: Zoff über öffentliche Toiletten

Im Frühjahr 2023 startete das Politprojekt „Klimafreundliche Parktoiletten für Berlin“. 23 dieser Toiletten wurden in Berlin aufgestellt. Diese sind kostenlos und verfügen neben einer Toilette zum Hinsetzen über ein Steh- aber auch ein Hock-Urinal. Einige davon werden vom Berliner Start-up Missoir eingerichtet.

Doch diese 23 frei zugänglichen Hock-Urinale, die auch Frauen nutzen können, sind nur ein Bruchteil der 150 kostenfreien Steh-Urinal, die sich an Männer richten. Und das führt immer wieder zu Diskussionen. Die Berliner Grünen Abgeordnete Bahar Haghanipour sieht Handlungsbedarf und hat daher beim Senat nachgefragt, doch der sieht keine Notwendigkeit, etwas zu ändern.

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In einer Antwort erklärte eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, dass die Bereiche der öffentlichen Toiletten, in denen sich derzeit die kostenfreien Steh-Urinale befinden, sich nicht für die Nutzung von Hock-Urinalen eignen würden. Eine Nachrüstung würde nicht in Betracht kommen. Eine Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes sieht man in der Senatsverwaltung nicht. Der Senat argumentiert, von Männern gehe aufgrund „verhaltenspsychologischer und anatomischer Gründe“ eine größere Gefahr fürs Wildpinkeln aus.

Kritik am Senat: „Nicht geschlechtergerecht“

Bahar Haghanipour kommt zu einem ganz anderen Schluss. „Die Antwort des Senats zeigt: Die Nutzung von öffentlichen Toiletten ist nicht geschlechtergerecht“, erklärt sie gegenüber BERLIN LIVE. Die Zahlen würden klar zeigen, dass Männer öfter die Gelegenheit haben, kostenlos eine Toilette zu nutzen, als Frauen. Dabei würden Frauen aus unterschiedlichsten Gründen öfter eine Toilette brauchen. Sie hätten meist kleinere Blasen, menstruieren oder sind schwanger. Gleichzeitig sei „Wildpinkeln“ für Frauen oft „umständlicher und mit mehr Scham verbunden“.


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Dass der Senat sich nur auf die Sicherstellung der aktuellen Toiletten fokussiere und keine konkreten Pläne für die geschlechtergerechte Erweiterung des Angebots hat, kritisiert die Abgeordnete scharf. „Das verstößt gegen die Gleichbehandlung der Geschlechter und gegen die sanitäre Grundversorgung“, erklärt sie. Es brauche mehr öffentliche, kostenfreie und barrierefreie Toiletten.