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Rebecca Reusch: Das fünfte Weihnachten ohne sie – wie geht die Familie damit um?

Seit Anfang 2019 gilt Rebecca Reusch aus Berlin als vermisst. Somit muss die Familie der Schülerin Weihnachten erneut ohne sie feiern.

Berlin
© Imago / Uwe Steinert; Polizei Berlin

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

Seit Februar 2019 fehlt von Rebecca Reusch jede Spur. Die damals 15-Jährige verbrachte den Abend vor ihrem Verschwinden bei ihrer älteren Schwester in Berlin-Britz. Am darauffolgenden Morgen soll die Schülerin zur Schule gegangen sein, tauchte seitdem allerdings nicht mehr wieder zu Hause auf. Es folge eine große Suchaktion. Die Polizei geht von einem Verbrechen aus.

Jahr für Jahr vergeht, ohne auch nur ein einziges Lebenszeichen von Rebecca. Mit Weihnachten rückt nun genau die Zeit immer näher, die man am liebsten im Kreise der Familie verbringen möchte. Wie geht die Familie wohl gerade in dieser Phase des Jahres damit um, dass ein Mitglied noch immer als vermisst gilt?

Rebecca Reusch ist 2019 spurlos verschwunden

Einer der eine Antwort auf diese Frage haben kann, ist Florian Stoeck. Denn die Familie hat der Vermissten hat seit vielen Monaten nicht mehr mit der Öffentlichkeit kommuniziert. Stoeck steht als Notfallpsychologe und Kriminologe fast täglich mit Angehörigen von Vermissten in Kontakt. „Es ist tatsächlich so, dass Jahrestage, die noch mal insbesondere auch den Stellenwert der Familie betonen – also Geburtstage, Familienfeiern und auch Weihnachten – eine ganz besondere Dynamik haben“, bestätigte der Experte im Gespräch mit BERLIN LIVE.

Berlin
Florian Stoeck, Kriminologe und Leiter der Fachgruppe Notfallpsychologie des Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. Credit: Privat

In der Regel sei diese Zeit besonders durch Besinnlichkeit geprägt. Wird ein geliebter Mensch vermisst, schwebt jedoch immer auch ein großes Fragezeichen mit im Raum: Wo ist die Person? Geht es ihr gut? Was sind die Hintergründe? Dabei geht laut Stoeck jeder anders mit dieser Situation der Ungewissheit um – mal mit guten, mal mit schlechten Phasen.

Psychologe betont: „Unklarheit ist belastende Situation“

„Jeder hat seine eigenen Strategien für den Umgang. Das führt erfahrungsgemäß oft zu Konflikten, auch innerhalb von Familien“, erklärte der Leiter der Fachgruppe Notfallpsychologie des Bundesverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. So würden manche Familienmitglieder die Situation im Alltag verdrängen, während andere vielleicht gezielt nach Hilfe suchen.

Fakt ist allerdings: „Solange diese Unklarheit herrscht, ist es einfach eine sehr belastende Situation. Und ganz viele tun sich unheimlich schwer, sich damit abzufinden.“ Auch in Sachen finanzieller Unterstützung sieht es für Angehörige von Vermissten im Gegensatz zu Hinterbliebenen von Gewaltopfern „total problematisch“ aus.

Angehörigen von Vermissten wird Hilfe angeboten

Doch auch in diesen Fällen ist man nicht komplett auf sich allein gestellt. Neben einer psychologischen Betreuung kann Stoeck auch den Kontakt zum Bundesverband Anuas e.V. empfehlen – eine Selbsthilfeorganisation, die nicht nur ein offenes Ohr bietet, sondern auch bei privaten Ermittlungen oder finanziellen Sorgen zur Seite steht.


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„Man muss ein Stück weit Hoffnung unterstützen, aber frühzeitig den Betroffenen eines vermissten Menschen auch den ‚best case‘ und den ‚worst case‘ klarmachen“, so Stoeck. Zwar gehe man in einem Vermisstenfall davon aus, dass die Person noch lebt – umso mehr Zeit vergeht, müsse allerdings auch mit einem Todesfall gerechnet werden. Doch selbst diese Nachricht kann positiv sein: „Es ist häufig die Möglichkeit, endgültig mit der Phase der Ungewissheit abzuschließen.“