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Berlin: Stimmung immer aggressiver – liegt’s am Crack? Expertin spricht Klartext

Während Crack die Drogen-Szene Berlins überflutet, steigt offenbar auch die Aggressivität in den Brennpunkten – ein Zusammenhang?

Brennpunkt Berlin
© Imago / Jürgen Ritter

Brennpunkt für Drogen und Delikte: das ist der Görlitzer Park in Berlin

Der Görlitzer Park ist eine beliebte Grünanlage im Berliner Stadtteil Kreuzberg. Neben Liegewiesen bietet der Park auch zahlreiche Sport- und Spielplätze. Der Görlitzer Park sorgt aber auch immer wieder für Negativschlagzeilen. Die Grünanlage gilt seit Jahren als Brennpunkt von Drogenkriminalität, Diebstahl, Bedrohungen und weiteren Delikten.

In Berlin werden zahlreiche Drogen konsumiert. Neben Marihuana und Heroin soll aktuell eine regelrechte Crack-Welle über die Hauptstadt rollen. Unter Crack wird die rauchbare Form von Kokain verstanden – dazu wird das weiße Pulver mit Natron aufgekocht und meist mit einer Pfeife inhaliert.

Neben dem vermeintlichen Trend in der Drogen-Szene machen vermehrt auch Meldungen von erhöhter Aggressivität in den Brennpunkten die Runde. Besteht zwischen dem Crack-Konsum und den gewaltvollen Auffälligkeiten etwa ein Zusammenhang? BERLIN LIVE hat mit einer Expertin gesprochen.

Brennpunkt Berlin: Sind Crack-Abhängige aggressiver geworden?

Astrid Leicht, Leiterin des Berliner Drogenhilfeprojekts „Fixpunkt e.V.“, hat fast täglich mit Crack-Abhängigen Kontakt. Ihre Beobachtungen beruhen zwar nicht auf medizinischen Belegen – wie sich die Substanz auf den menschlichen Körper auswirkt, bekommt die Diplompädagogin dennoch regelmäßig zu Gesicht.

Ist der kurze, aber äußerst intensive Rausch erstmal überstanden, fallen die Konsumenten meist in ein Loch. „In den Minuten nach dem Konsum wirken die Menschen zunächst sehr in sich gekehrt und abgekapselt“, erklärte Leicht. Im Gegensatz zu anderen Drogen habe Crack allerdings ein starkes psychisches Suchtpotenzial.

Crack-Sucht beeinflusst das Verhalten

„Lässt der Rausch nach, werden die Menschen wegen des Verlangens nach erneutem Konsum unruhig, können auch ängstlich und/oder aggressiv werden“, verriet Leicht. Dabei können andere Bedürfnisse wie Hunger oder Schlaf vorerst in den Hintergrund rücken. „Man fokussiert sich darauf, Geld und die Droge zu beschaffen und verhält sich deshalb auch so, wie man es ansonsten nicht tun würde“, erläuterte die Streetworkerin. Dazu zählt beispielsweise Betteln oder auch Klauen.


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Doch das muss nicht bei jedem Crack-Konsumenten der Fall sein. „Es ist in keinster Weise so, dass Crack-Abhängige 24/7 aggressiv und bedrohend durch die Gegend laufen“, stellte Leicht klar. Auch eine grundlose Aggressivität sei eher selten – in den meisten Fällen verleitet die starke Abhängigkeit und das Verlangen nach Nachschub dazu.

Berliner Diplompädagogin gibt Entwarnung

Kein Dauerzustand also. „Genauso schnell wie die Aggressionen kommen und sich zeigen, vergehen sie auch wieder“, stellte Leicht fest. „Das heißt, dass auch Crack-Abhängige die meiste Zeit ihres Lebens friedlich sind.“ Allerdings auch ziemlich unberechenbar.