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Nach Rettungs-Einsätzen bei „Rave the Planet“: Wieso mussten Dutzende ins Krankenhaus?

Bei „Rave the Planet“ mussten die Rettungskräfte Dutzende Male ausrücken. Einige Menschen mussten sogar ins Krankenhaus. Was steckt dahinter?

© IMAGO/Virginia Garfunkel

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

200.000 Menschen feierten trotz des schlechten Wetters am Samstag (12. Juli) bei „Rave the Planet“ auf der Straße des 17. Juni. Die Stimmung war ausgelassen, die Polizei sprach von einer störungsarmen und friedlichen Veranstaltung.

Ganz ohne Zwischenfälle blieb die Techno-Parade allerdings nicht. Für fast 400 Personen endete der Rave auf der Rettungstrage der Berliner Feuerwehr, für einige sogar im Krankenhaus. Doch wie konnte es dazu kommen?

Das war der Grund für die Rettungseinsätze bei „Rave the Planet“

Die Berliner Feuerwehr musste am Samstag bei „Rave the Planet“ 69 Menschen in Krankenhäuser bringen. 27 Feiernde erlitten schwere Vergiftungen, 13 von ihnen sogar lebensbedrohliche. In den meisten Fällen seien Alkohol und Drogen im Spiel gewesen. Die Hauptursache seien Intoxikationen, so Feuerwehrsprecher Dominik Pretz gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

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Solche Intoxikationen sind besonders problematisch, denn sie führen dazu, dass Hemmschwellen sinken und die Risikobereitschaft der Konsumenten steigt, wie Thomas Luthmann, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Notdienstes für Suchtmittelgefährdete und -abhängige Berlin e.V., gegenüber BERLIN LIVE erklärt.

„Immer mit einer kleinen Dosis starten, Wirkung abwarten und in Gruppen gut aufeinander achten“

Die Folge: „Häufig werden Substanzen schneller nachgelegt, höher dosiert oder leichtfertig miteinander kombiniert. Viele vergessen dabei zu essen, genug Wasser zu trinken oder ihre eigene körperliche Belastbarkeit richtig einzuschätzen.“ Dadurch käme es leicht zu Überdosierungen, oft nicht durch die Substanz selbst, sondern den unsicheren Umgang damit.

Ein weiterer Grund für akute Notfälle wie bei „Rave the Planet“ sei fehlendes Wissen über Substanzen, etwa zu Wirkung und Dosierung. „Besonders riskant wird es, wenn Menschen betrunken konsumieren und versehentlich eine stark sedierende Substanz wie etwa Ketamin einnehmen“, erklärt Luthmann. So käme es zum Beispiel vor, dass Konsumierende Substanzen verwechseln oder ihre Stärke unterschätzen. Die Empfehlung des Notdienstes für Suchtmittelgefährdete und -abhängige Berlin lautet daher: „Immer mit einer kleinen Dosis starten, Wirkung abwarten und in Gruppen gut aufeinander achten.“

Wichtige Regeln für Konsumenten

Referent Luthmann warnt gegenüber BERLIN LIVE zudem vor Mischkonsum. Dieser erhöhe das Risiko für körperliche Überlastung, psychische Krisen und unvorhersehbare Wechselwirkungen deutlich. Er mahnt: „Keine ‚Downer‘ mit anderen sedierenden Substanzen kombinieren, also etwa Alkohol nicht mit GHB oder Ketamin.“ Konsumenten könnte Bewusstlosigkeit oder Atemstillstand drohen.

Eine weitere wichtige Regel: Niemals anregende („upper“) und beruhigende („downer“) Drogen – etwa Kokain mit Alkohol – kombinieren. Dies kann zu einer massiven Belastung des Herz-Kreislauf-Systems führen. Stimulanzien können die Wirkung von Alkohol zudem überdecken. Viele trinken dann mehr, als sie eigentlich verkraften, so Luthmann. Er weist außerdem auf die psychischen Belastungen wie Angstzustände und drogeninduzierten Psychosen infolge von Mischkonsum hin. Besonders heikel sei die Kombination von Halluzinogenen wie LSD mit Cannabis. Diese könne intensive, schwer steuerbare Wirkungen hervorrufen.


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Die Vorfälle bei „Rave the Planet“ verdeutlichen die Herausforderungen, die mit dem Konsum von Alkohol und Drogen auf Großveranstaltungen einhergehen. Und sie zeigen, wie wichtig Aufklärung und ein verantwortungsvoller Umgang mit verschiedenen Substanzen ist.